Die ältesten Staaten.
19
Denkmäler und Schrift.
§ 48. Aegypten ist noch immer außerordentlich reich an Denk-
mälern und Ueberresten aus seiner Vorzeit, und die meisten derselben
enthalten Inschriften, nicht nur die Tempel, Obelisken, Stelen,
Grabkammern, Kolossalstatuen, sondern auch Ellen, Gefäße, Mumien-
särge, Werkzeuge, Schmucksachen. Dazu kommen Papyrusrollen, die
besonders in den Gräbern gefunden werden, denn die Aegyptier waren
ein sehr schreibseliges Volk, so mühsam auch ihre Schrift war. Diese
war eine Bilderschrift, die weltbekannte hieroglyphische, deren
Räthsel erst in unserer Zeit, wenn auch nicht vollständig, gelöst worden
ist, da manche Hieroglyphe noch nicht entziffert und über die Bedeutung
anderer die Aegyptologen nicht einig sind. Früher war man der Mei-
nung, jedes Bild sei ein Wort, indem es geradezu das Abbild eines
Gegenstandes (z. B. das Bild eines Hauses drückt auch das Wort Haus
aus), oder denselben symbolisch bezeichnet. Dies ist theilweise der Fall,
indem z. B. das Bild der Sonne das Wort Sonne, ein Palmzweig
das Wort Jahr ausdrückt; aber viele Bilder bezeichnen auch nur einzelne
Laute und andere einzelne Silben. Außerdem gibt es determinative Hie-
roglyphen, d. h. solche, welche die Bedeutung anderer genauer bestimmen
sollen. Die Hieroglyphenschrift wurde hauptsächlich in den Tempeln und
auf Monumenten angewandt, auf Papyrus hingegen und auch bei gewöhn-
lichen Inschristen diente die hieratische Schrift, welche die Hiero-
glyphenbilder nur in deutlichen Umrissen skizzierte. Später, man glaubt
zur Zeit Psametichs I., wurde eine noch einfachere Form, die Andeutung
des Bildes gewählt, und diese Schrift, die sogenannte d emo tische,
diente für den gewöhnlichen Gebrauch.
Baukunst.
§ 49. Am ausgezeichnetsten sind die Bauten der Aegyptier.
Die jährliche Ueberschwemmung des Landes nöthigte sie ihre Städte
auf künstlichen Anhöhen anzulegen oder dieselben durch hohe und starke
Dämme zu schützen; sie mußten also messen und rechnen und große
Werke gemeinschaftlich aussühren. Gemeinschaftliche Arbeit gebot auch
das Bedürfniß, den Thalboden gleichförmig und hinlänglich zu bewässern,
sie mußten Gräben und Nebengräben, Dämme und Nebendämme auf-
führen, daher Aegypten seit uralter Zeit mit einem Netze von Gräben
und Dämmen durchzogen ist. Ein gewaltiges Werk bilden die Dämme,
welche die beiden Ufer des Nils in seiner ganzen Länge begleiten; sie
gestatten ihm die Ueberschwemmung eines bestimmten Landstrichs erst,
penn der Uferdamm an einer Stelle durchschnitten wird; sie verwehren
aber in gleicher Weise das alsbaldige Nückfließen des ausgetretenen
Wassers in das Strombett, wenn der Wasserstand sich wieder senkt.
Die Ueberschwemmung wurde also reguliert, was nicht einzelnen Orten
und Bezirken überlassen werden konnte, sondern immer unter der Lei-
tung der Landesregierung stehen mußte. Ein erstaunlicher Wasserbau
wird von den Griechen einem Pharao Möris zugeschrieben; oberhalb
Memphis wird nämlich das libysche Gebirge von einem engen Felsen-
thale durchbrochen, welches sich alsbald in ein mehrere Meilen im Durch-
messer haltendes Thalbecke» erweitert (heute el Fayum genannt). Aus
2*
TM Hauptwörter (50): [T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer]]
TM Hauptwörter (100): [T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T13: [Kirche Dom Zeit Bau Denkmal Kunst Tempel Bild Werk Stadt], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung]]
TM Hauptwörter (200): [T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T115: [Tempel Stadt Rom Zeit Athen Pyramide Bau Ruine Denkmal Säule], T24: [Luft Wasser Wärme Körper Erde Wind Regen Höhe Temperatur Schnee]]
12
Geschichte der alten Welt.
Nil in zwei Hauptarme und mehrere Nebenarme, welche sich in das
Meer oder in Strandseen ergießen (die Alten unterschieden sieben
Mündungen, von denen die kanopische im Westen und die pelusische im
Osten die bedeutendsten waren; heute behaupten diesen Rang die Mün-
dung von Rosette, ehemals die bolbitinische, und die von Damiette,
ehemals die phatmetische). Das Land zwischen den Mündungsarmen
und dem Meere nannten die Griechen wegen seiner dreieckigen Gestalt
Delta, mit welchem Namen man jetzt alle ähnlichen Mündungsgebiete
bezeichnet. Das Nildelta ist ungefähr 400 O Meilen groß, das Nilthal,
von der Spitze des Delta bis Syene, 92 Meilen lang und hat nur
ein einziges, wenige Quadratmeilen großes angebautes Seitenthal, das
Fayum (siehe unten).
§ 33. Aegypten ist demnach ein kleines Land und konnte keine
Volksmasse hegen, die sich mit der chinesischen oder indischen vergleichen
ließe (in seiner besten Zeit soll es sieben Millionen Einwohner gehabt
Bedeutung hüben); aber es ist außerordentlich fruchtbar und verdankt dies aus-
dcs Nils für schließlich dem N,l. Derselbe schwillt durch die tropischen Regen im
Aegypten. Gebiete seiner Queüflüsse so an, daß er langsam steigend allmälig den
größten Theil des ägyptischen Thalbodens überrieselt. Um die Som-
mersonnenwende hebt sich der Strom, Ende Septembers bis Mitte
Oktobers steht er am höchsten (in Mittelägypten 20—24' über dem
niedrigsten Stande), im November kehrt er in sein Bett zurück und in
den letzten Tagen des Mai liegt er am tiefsten. Der fette Thalboden
wird auf diese Weise nicht nur durch und durch getränkt, sondern auch
mit einer seinen Schichte Schlamms überzogen und dadurch gedüngt.
Ist er hinlänglich abgetrocknet, so wird die Saat ausgestreut und ober-
flächlich untergebracht. Getreide, Hülsenfrüchte, Flachs re. brauchen
zur Reife 3—4 Monate, daher wird noch eine zweite Kultur möglich,
die aber künstlich (z. B. durch Schöpfräder) bewässert werden muß. Von
Mittelägypten bis Syene begleiteten den Strom vor Zeiten unabsehbare
Reihen von Dattelpalmen, deren Früchte eine Hauptnahrung des Volkes
ausmachten. Wie im untern Euphrat wachsen auch im Nil Nym-
phäen (sogenannte Wasserrosen) mit eßbaren Wurzeln, außerdem der
Papyrus, eine Grasart, deren unterer Stengel wegen seines zucker-
haltigen Marks gegessen wurde, die aber ungleich wichtiger durch ihren
Bast war, aus dessen feinen Fasern ein sehr dauerhaftes Papier be-
reitet wurde.
^ Dagegen besitzt Aegypten keine eigentlichen Wälder, also auch kein
Bauholz, kein Eisen, wenig und schwer zu gewinnendes Kupfer, dochueber-
sluß an Salz, Natron und Salpeter, sowie an vortrefflichen Bausteinen.
Jas Reich der alten Pharaonen (bis 2178 v. Ehr.).
8 34. Das a lt ä g y p t i s ch e V o l k war von chamitischem Stamme,
rothbrauner Farbe, die untere Klasse schwärzlich und kraushaarig, nicht
groß, aber wohlgebaut und ausdauernd. Es lebte in seinem Nilthale
ägyp?. Aba" fast abgeschlossen; denn die ägyptische Küste des Mittelmeereö ist ge-
schloffenhcit. jährlich und besaß in alter Zeit keinen Hafen, daher die Schiffe in einen
Nilarm einfahren mußten, wenn sie mit den Aegyptiern verkehren
wollten. Das rothe Meer ist noch heute bei den Seefahrern verrufen,
sein afrikanisches Ufer fast ohne alles süße Wasser und steht mit dem
TM Hauptwörter (50): [T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden], T0: [Blatt Baum Pflanze Blüte Frucht Wurzel Blume Erde Zweig Stengel]]
TM Hauptwörter (100): [T47: [Wüste Meer Land Nil Hochland Fluß Gebirge Euphrat Tigris See], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein]]
TM Hauptwörter (200): [T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T104: [Nil Meer Wüste Afrika Küste Land Sahara Gebiet Sudan Fluß], T28: [Blatt Blüte Pflanze Baum Wurzel Frucht Stengel Zweig Erde Samen], T101: [Baumwolle Kaffee Tabak Getreide Reis Zucker Holz Ausfuhr Wein Zuckerrohr], T110: [Tag Jahr Stunde Nacht Monat Uhr Zeit Winter Sommer Juni]]
38
Geschichte der alten Welt.
Tempel wurde ausgeraubt, die goldenen Geräthe in den Baalstempel
geschickt, die ganze Stadt verbrannt, der Rest des streitbaren Volkes
nach Babylonien abgeführt.
Auch die andern abgefallenen Stämme, z. B. Moabiten und Edo-
miten unterwarf Nebukadnezar; nur Jnseltyrus konnte er trotz vieljäh-
riger Blokade nicht bezwingen, doch anerkannte es endlich die Ober-
hoheit des babylonischen Königs und bezahlte Tribut, eine babylonische
Besatzung nahm es aber nicht auf.
§ 99. Nachdem Nebukadnezar seinem Reiche ganz Syrien einver-
leibt hatte, schuf er auch große Werke des Friedens. Er grub den
Königskanal (jetzt Naharmalka), der den Euphrat mit dem Tigris ver-
band und die größten Flußschiffe trug, außerdem andere Gräben, die
nur zur Bewässerung bestimmt waren oder die Versumpfung niederer
Lagen verhindern sollten; bei Sepharvaim, oberhalb Babylon, ließ er
ein großes Becken ausgraben, welches bei der Anschwellung des Euphrat
die Ueberfülle des Flußwaffers aufnahm und dasselbe durch eine Reihe
von Kanälen in die Sümpfe und Seen am Ausflusse des Stromes führte,
bei niederem Wasserstande aber die Bewässerungsgräben speiste. Den
Kern des Reiches, die Ebene Schinear zwischen Euphrat und Tigris,
schützte er durch eine Mauer, welche bei einer Dicke von 20' und einer
Höhe von 100' von einem Strome bis zum andern reichte; sie hieß
die medische Mauer.
Die Stadt Babylon.
§ 100. Durch Nebukadnezar erhielt Babylon seinen vollen Um-
fang, seine unüberwindlichen Festungswerke und bewunderte Prachtbauten.
Ihm verdankte der Stadttheil auf dem östlichen Ufer des Euphrat seine
Gründung, so daß Babylon (nach Herodot) ein Viereck von 480 Sta-
dien Umfang bildete, das von einem tiefen ausgemauerten Graben, der
aus dem Euphrat gefüllt werden konnte, und einer Mauer von 200 Ellen
Höhe und 50 Ellen Breite umschlossen war, mit 250, die Mauer um
10 Ellen überragenden Thürmen und 100 ehernen Thoren, so daß die
alte Kriegskunst mit Gewalt gegen Babylon nichts auszurichtcn ver-
mochte. Beide Stadttheile verband Nebukadnezar durch eine Brücke und
sicherte die Ufer des Flusses durch steinerne Dämme; zum Flusse hinunter
führten auf beiden Ufern große Treppen, die nachts durch Thore ge-
schloffen wurden. Aus der Ostseite erbaute er einen neuen Königspalast,
der 30 Stadien cinnahm und von einer gewaltigen Backsteiumauer um-
geben war, mit bemalten Gypsplattcn bekleidet, welche Schlachten
und Jagden darstellten. Zu diesem Palafte gehörten die sogenannten
hängenden Gärten, die 400' lang und breit in Stufen, welche auf
Mauern ruhten, vom Euphrat bis zu 130' senkrechter Höhe anstiegen.
Er restaurierte den großen Tempelthurm des Bel; derselbe erhob sich
hinter einem großen Vorhof auf einer viereckigen Unterlage in acht
verjüngten Stockwerken bis 000' Höhe, zu welcher man auf einer mit
Absätzen und Ruhepunkten versehenen außen herumlaufenden gewun-
denen Treppe gelangte.
Bildung und Gesittung.
§ 101. Die Chaldäer (mit welchem Namen man in späterer
Zeit die babylonischen Priester und Gelehrten bezeichnete, in der Bibel
TM Hauptwörter (50): [T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit], T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer]]
TM Hauptwörter (100): [T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T14: [König Reich Alexander Perser Stadt Sohn Land Cyrus Babylon Syrien], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T189: [König Reich Land Volk Israel Zeit Jahr Stadt Babylon Sohn], T0: [Kirche Haus Gebäude Stadt Straße Säule Platz Fenster Seite Palast], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T47: [Karte Lage Länge Breite Größe Meile Linie Ort Grenze Höhe], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit]]
Extrahierte Personennamen: Nebukadnezar Nebukadnezar Nebukadnezar Herodot Ellen
Höhe Nebukadnezar
Die Römer.
125
longa war, wo jährlich dem Jupiter latiaris ein gemeinschaftliches
Opferfest (feriae latinae) gefeiert wurde (später Lei der Quelle der Fe-
rentina). Es war Bundesrecht, daß ein Latiner sich in jeder Gemeinde
Grundbesitz erwerben, ehrlichen Handel und Wandel treiben und eine
rechtsgiltige Ehe mit einer Latinerin eingehen konnte (jus commercii et
connubii), dagegen scheint jede einzelne Gemeinde sich das Recht auf
eigene Faust Krieg zu führen Vorbehalten zu haben. Die Verfassung
war eine aristokratische; es werden albanische Könige genannt, die spä-
ter durch einjährige Diktatoren ersetzt wurden, deren Gewalt derjenigen
der etruskischen Könige ungefähr gleichkommen mochte.
§ 353. Kernhaste Stämme waren besonders die sabellischen,
vor allen die Samniten, deren Eidgenossenschaft wie die aller itali-
schen Völker keine enge war. Sie galten als ausgezeichnete Hirten und
Viehzüchter, ebenso als vortreffliche Landbauer, die keinen Zoll brauch-
baren Bodens unbenutzt ließen und die Wälder des Gebirges durch
strenge Aufsicht schützten. Sie hatten wenige Städte in sehr festen La-
gen; ferner eine aristokratische Verfassung, die jedenfalls bei einem
Volke, das keine Leibeigenen und Sklaven hatte und keinen Luxus kannte,
nicht sehr drückend war.
Eigenthümlich war den Sabellern der ver sacrum, d. h. der ge-
weihte Frühling, nämlich das Gelübde, alles in dem Frühling Geborene
den Göttern zu opfern. Mit dem Vieh geschah dies wirklich, die Knaben
aber wurden als dem Mars geweihte Krieger erzogen und mit dem
20. Jahre über die Gränze gesandt, um sich eine eigene Heimath zu
gründen. Ein solcher angesiedelter sabellischer Schwarm bestand als
eigener Staat ohne irgend eine Verpflichtung gegen seine ursprüngliche
Heimath.
Äie Sage von der Erbauung der S'tadt Nom durch Nomulus.
§ 354. Fast genau in der Mitte der von streitbaren unabhängigen
Stämmen dicht bevölkerten Halbinsel, aus der Gränze der Etrusker,
Sabiner und Latiner, erhob sich die Stadt Rom, welche bestimmt war,
Italien zu einigen, die Welt zu beherrschen und zu civilisieren.
Der Sage nach wurde Rom von Romulus und Remus, den
Söhnen des Kriegsgottes Mars und der albanischen Königstochter
Rhea Silvia, erbaut, als ein Asyl für flüchtige und heimathlose
Leute; diese römische Bürgerschaft verstärkte Romulus dadurch, daß er
die Einwohner von drei besiegten latinischen Städtchen in Rom ansie-
delte, während eine starke Schaar Sabiner freiwillig einwanderte und
in das volle Bürgerrecht ausgenommen wurde, daher auch der Name
^Quirites" (vom sabinischen Cures) der gesummten römischen Bürger-
schaft beigelegt worden sein soll. .
§ 355. Dieses älteste Rom nahm von der Hügelgruppe, welche zu
beiden Seiten der Tiber drei Meilen weit oberhalb ihrer Mündung
liegen, drei auf dem linken Ufer ein: den Mons Palatinus, Capitolinus
und Quirinalis; die vier anderen: Coelius, Aventinus, Viminalis und Esqui-
lmus wurden noch in der Königszeit überbaut, auch der Janiculus auf
der rechten Seite mit der Stadt verbunden; erst in späterer Zeit aber der
Vaticanus und Pincius (der Janiculus erhebt sich 293', der Aventin
273', der Pincius 190 ' über den Wasserspiegel der Tiber). Die
Sabeller.
TM Hauptwörter (50): [T23: [Rom Römer Krieg Italien Stadt Jahr Heer König Rmer Hannibal], T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger], T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom]]
TM Hauptwörter (100): [T53: [Rom Stadt König Romulus Tempel Römer Sohn Forum Zeit Alba], T63: [Jahr Senat Plebejer Gesetz Volk Recht Staat Bürger Gewalt Rom], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume]]
TM Hauptwörter (200): [T181: [Rom Kaiser Sohn Stadt König Nero Romulus Jahr Tarquinius Tod], T146: [Rom Römer Stadt Krieg Gallier Rmer Italien Heer Jahr Schlacht], T145: [Bauer Adel Land Stadt Bürger Herr Stand Recht Gut König], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe]]
126
Geschichte der alten Welt.
Niederungen der Stadt waren den Ueberschwemmungen des Flusses aus-
gesetzt, die Luft war überhaupt nicht besonders gesund, an gutem Qüell-
wasser fast Mangel; dagegen beherrschte Rom durch seine Lage das un-
tere Thal der schiffbaren Tiber und die Ebene zwischen den sabinischen
Bergen und dem Meere.
® 056. Romulus, erzählt die Sage weiter, theilte das ganze Volk
* un°' in die drei Tribuö der Ramnenses, Titienses und Luceres
ein und jede Tribus in zehn Curien; jede Tribus stellte 1000 Mann
zu Fuß und 100 zu Pferd (eine Centurie eeleres, später equites), so
daß das Heer unter Romulus aus 3300 Mann bestand, was für das
junge Rom eine Bevölkerung von wenigstens 20,000 Seelen ergibt.
Dieselbe zerfiel in zwei Klassen: Patricier und Plebejer. Die
Patricier (patres, patricii) oder die eigentliche Bürgerschaft theilte sich
in Geschlechter (Zentes), deren zehn eine curia bildeten; aus ihnen er-
wählte der König den aus 200 Mitgliedern bestehenden 86natu8, welchen
er bei allen wichtigen Angelegenheiten zu Rathe zog; der versammelten
Bürgergemeinde theilte der König den von dem Senate gebilligten Be-
schluß mit, den sie nicht besprechen, sondern nur anhören, billigen oder
mißbilligen konnte.
Der König. § 357. Der König vereinigte in seiner Person die Würde des
ersten Priesters, des Oberfeldherrn und Richters. Er trug einen Purpur-
mantel, elfenbeinernen Scepter mit Adler und goldenen Eichenkranz;
sein Amt war lebenslänglich, auch ernannte er selbst seinen Nachfolger,
und wenn er es unterließ, so wählte die Bürgergemeinde einen Zwi-
schenkönig (ivterrcx), der alsdann den eigentlichen König bezeichnete,
der sein Amt antrat, sobald ihm die Gemeinde gehuldigt hatte. Er
besaß ein großes Grundvermögen und bezog die Abgaben von den Nutz-
nießern der Gemeindeländereien und Gemeindeweiden, sowie die Zölle.
Direkte Besteuerung der Bürger fand, scheint es, nicht statt; dagegen
waren sie zu Frohnen für öffentliche Werke verpflichtet und mußten sich
eine Umlage (fributum) gefallen lassen, wenn die Einkünfte des Staa-
tes nicht zureichten. Hauptlast war, wie in Athen, der Kriegsdienst, da
der Bürger sich die Waffen und Lebensmittel selbst anschaffen mußte
und keinen Sold erhielt.
Klienten od. § 358. Neben der bürgerlichen Einwohnerschaft bestand eine nicht-
Plcbcjcr. bürgerliche, die sogenannten clientes (Hörige), welche patricischen
Familien erblich zugewandt waren und von denselben in allen Rechts-
angelegenheiten geschützt oder vertheidigt wurden (Patronat), wofür sie
denselben bestimmte Abgaben und Dienste zu leisten hatten. Die Ge-
sammtheit der Klienten wurde auch „plebs“, Plebejer, genannt; nach
einer andern Meinung aber waren die Plebejer ein eigener Stand, wel-
cher aus den freiwillig oder gezwungen in Rom angesiedelten Bürgern
anderer Städte entsprang, die an dem römischen Gemeindeland keinen
Antheil hatten, wie sie auch in der Bürgergemeinde nicht erscheinen durf-
ten, dagegen wohl zum Kriegsdienste verpflichtet waren.
§ 359. Die römische Sage läßt die ältesten Einrichtungen des
Romulus Staates alle von Romulus ausgehen und legt ihm eine übermenschliche
politische Weisheit bei; dem entsprechend stirbt er auch nicht wie ein
gewöhnlicher Mensch, sondern wird während eines Gewitters von Mars
in den Himmel entrückt und verlangt durch einen Römer, dem er er-
TM Hauptwörter (50): [T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger]]
TM Hauptwörter (100): [T63: [Jahr Senat Plebejer Gesetz Volk Recht Staat Bürger Gewalt Rom], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T53: [Rom Stadt König Romulus Tempel Römer Sohn Forum Zeit Alba], T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung]]
TM Hauptwörter (200): [T62: [Gericht Recht Gesetz Richter Jahr Volksversammlung Senat Plebejer Beamter König], T145: [Bauer Adel Land Stadt Bürger Herr Stand Recht Gut König], T181: [Rom Kaiser Sohn Stadt König Nero Romulus Jahr Tarquinius Tod], T179: [Gott Mensch Wort Welt Erde Glaube Herr Sünde Himmel Satz], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe]]
192
Geschichte der alten Welt.
-alus die Römer an der untern Donau angriff, zog Domitian selbst
aus, hielt sich aber fern von den Schlachtfeldern, und als seine Feld-
herren mehr als eine Niederlage erlitten hatten, machte er Frieden und
bezahlte dem Barbaren unter dem Namen von Geschenken jährlichen
Tribut.
Dagegen wurde das heutige England und der südliche Theil
Schottlands unter Domitian römische Provinz. Seit Cäsar war
kein ernstlicher Angriff gegen die Insel gerichtet worden, bis Klaudius
durch seinen Feldherrn A. Plautius den südlichen Theil der Insel un-
terwerfen und sich selbst den Ehrennamen Britannikus ertheilen ließ;
Ostorius Skapula und Suetonius Paulinus setzten die Er-
oberungen fort und sicherten das römische Gebiet durch die Niederwer-
fung verzweifelter Aufstände. Vespasian sandte endlich den K. Julius
78 n. Chr. Agrikola nach Britannien; dieser steuerte den Erpressungen und Quä-
lereien der Beamten und Offiziere, ordnete Rechtspflege und Verwal-
tung, und bewies den Briten so viel Zutrauen und Achtung, daß sich die
Vornehmeren an die früher so verhaßten Römer anschloffen und sich und
ihre Familien eifrig zu romanisieren begannen.
8 587. Gleichzeitig vernichtete er die Aussicht auf eine nationale
Wiedererhcbung durch sechs Feldzüge, in welchen er alles Land bis an
die Meerbusen des Forth und Klyde unterwarf und den Kaledoniern
(Bergschotten) durch einen großen Schlag, den er ihnen am Fuße des
Grampiangebirges beibrachte, die Ueberlegenheit der römischen
Waffen zeigte. Agrikola unterstützte seine Unternehmung durch eine
Flotte, ließ Britannien umschiffen und bereitete eine Unternehmung
gegen Hibernia (Irland) vor, als er durch seinen mißtrauischen Ge-
85 n. Chr. bieter abberufen wurde.
M. Coccejus Nerva (96—98 n. Chr.). M. Ulpius Trajanus
(99—117 n. Chr.).
8 588. Die Mörder des Domitian riefen den alten Senator M.
Coccejus Nerva zum Kaiser aus, der Senat bestätigte ihn und die
Soldaten ließen ihn sich gefallen, wiewohl ungerne, daher er wohlweis-
lich den in Spanien gcbornen Traja n adoptierte, welcher ihm auch bald
nachfolgte. Trajan bewies sich als einen wahrhaft großen Monar-
chen; er achtete die Gesetze und die Behörden, sorgte für die Bildung
durch Stiftungen (z. B. einer großen öffentlichen Bibliothek), baute
Straßen, Kanäle, Häfen rc. Ueberdies war er ein Krieger wie I.
Cäsar und gab dem römischen Reiche seine größte Ausdehnung.
Das Zehcnt- § 589. Unter ihm wurden die Agri decumafes (die südwestliche
römisch. Ecke Deutschlands zwischen dem obern Rhein, der obern Donau und dem
Main) mit dem Reiche vereinigt und durch eine verschanzte Linie (limes
transrtienanus) gegen die Germanen geschützt. Diese Vergrößerung des
Reiches scheint auf friedlichem Wege geschehen zu sein, an der untern
Donau dagegen war sie die Folge eines großen Krieges, den er gegen
101—106 den)Dacier Decebal führte. Trajan setzte über die Donau und
schlug (unterhalb des sogenannten eisernen Thores) eine 3500 Schritte
lange Brücke über den gewaltigen Strom mit Brückenköpfen auf jedem
Ufer (bei der Stadt Czernetz sind bei niederem Wafferstande noch heute
Ueberreste sichtbar), verfolgte den Decebal durch Wälder und Sümpfe,
TM Hauptwörter (50): [T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien], T20: [Rom Jahr Cäsar Senat Kaiser Pompejus Antonius Tod Krieg Sohn], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T65: [Reich Italien Land Kaiser Römer Volk Jahr Rhein Gallien Franken], T88: [Sohn Vater König Tod Kaiser Tochter Bruder Jahr Mutter Gemahlin], T62: [Insel Stadt Hafen England Hauptstadt Einw. See London Handel Schottland], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T181: [Rom Kaiser Sohn Stadt König Nero Romulus Jahr Tarquinius Tod], T192: [Italien Reich Gallien Volk Land Römer Donau Hunnen Jahr König], T86: [Insel England Irland Schottland Kolonie Hafen Stadt Küste Hauptstadt Kamerun], T63: [Kaiser Macht Rom Zeit Volk Jahr Mann Staat Augustus Name], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe]]
Die ältesten Staaten.
11
Metrik; große epische (das Ramajana und Mahabaratha) und dra-
matische (z. B. Sakuntala) Dichtungen, in welchen der gebildete Abend-
länder hohe Schönheiten findet, wenn er auch der Ueberschwänglichkeit
der indischen Phantasie nicht zu folgen vermag. Geschichtschreibung ist
den Brahmanen unbekannt, dagegen sind sie in den einfachen Elementen
der Mathematik nicht unbewandert (die arahischen Ziffern sind ursprüng-
lich indische), ihre astronomischen Kenntnisse empfingen sie jedoch von
den Griechen und in späterer Zeit von den neuen abendländischen Kultur-
völkern. Auch in der Baukunst versuchten sie sich mit Erfolg (die
wunderbaren Höhlentempel z. B. von Ellore find ursprünglich Werke
der Buddhaisten); in den bildenden Künsten konnte ihre verzerrte Welt-
anschauung unmöglich schöne Werke schaffen.
0. Aegypten (seit dem dritten Jahrtausend v. Chr.).
Das Land.
8 31. Wenigstens eben so frühe als an den Strömen des östlichen
Asiens entwickelte sich in dem unmittelbar an das westliche Asien an-
stoßenden Afrika, im Nilthale Aegyptens, ein nicht minder eigentüm-
liches Kulturvolk.
8 32. Aegypten ist die nordöstliche Ecke Afrika's und hängt mit
Asien durch einen 15 Meilen breiten Wüstenstreif, den Isthmus (Landenge)
von Suez, zusammen, welcher das Mittelmeer von dem rothen Meere
(arabischer Meerbusen) trennt. Nördlich ist das Land vom Mittelmeer
begränzt, östlich von dem rothen Meere, westlich von der großen Wüste,
südlich von Nubien. Das eigentliche Aegypten, d. h. das bewohnte Land,
ist das Thal des Nilflusses, welches in einer durchschnittlichen Breite
von 3—4 Stunden die Wüste durchschneidet, demnach eine sehr lang
gestreckte Oase bildet. Es wird auf beiden Seiten durch zwei niedere
Felsenrücken geschlossen; der westliche, das sogenannte libysche Gebirge,
geht in die große Sandwüste über, der östliche, das arabische Gebirge,
in eine öde, von Schluchten zerrissene Felsenhochfläche, die von dem
glühenden Strande des rothen Meeres umsäumt wird. Das Klima
Aegyptens ist das subtropische; Regengüsse, jedoch seltene, empfängt
bloß Unterägypten, in Mittelägypten regnet es sehr wenig, in Ober-
ägypten oft während eines Menschenalters nicht. Ohne den Nil wäre
folglich Aegypten eine öde, ausgebrannte Thalfläche. Dieser wunderbare
Strom entsteht aus mehreren Flüssen; sein Hauptstamm ist der weiße
Nil (Bahar el Abiad), der aus dem innern Afrika, jenseits des Aequa-
tors, her kommt und bei Chartum den blauen Nil (Bahar el Azrek)
aufnimmt, welcher dem abyssinischen Hochgebirge entströmt, das auch
dem letzten Zuflusse, dem Takazze, seinen Ursprung gibt. Bei Syene
(Assuan) stürzt der vereinigte Strom über einen Felsenriegel und er-
reicht den Boden des alten Aegypten, das er in ruhigem Laufe, bei
einer durchschnittlichen Breite von 2000' durchfließt. Ungefähr 30 Meilen
unterhalb der Katarakten bei Syene gibt er links einen Seitenarm ab
(den sogenannten Josephskanal), welcher in einer Entfernung von
Stunden den Hauptstrom bis zu dessen Theilung in die Mündungs-
arme begleitet. Das lybische und arabische Gebirge biegen nämlich un-
gefähr 20 Meilen vom Meere seitwärts ab und nun spaltet sich der
TM Hauptwörter (50): [T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden]]
TM Hauptwörter (100): [T47: [Wüste Meer Land Nil Hochland Fluß Gebirge Euphrat Tigris See], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde]]
TM Hauptwörter (200): [T104: [Nil Meer Wüste Afrika Küste Land Sahara Gebiet Sudan Fluß], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T109: [Europa Asien Afrika Amerika Australien Insel Erdteil Land Zone Klima]]
Extrahierte Ortsnamen: Mahabaratha Asiens Asien Afrika Nilthale_Aegyptens Suez Nubien Nilflusses Afrika Chartum Syene Assuan Syene
16
Geschichte der alten Welt.
Der Ge- ägyptischen Hirten ihre Thiere behandelten. Die Gewerbsleute waren
wer san . j-e|r zahlreich, wie schon die vielen großen Städte beweisen; sie arbeiteten
nicht nur für den einheimischen Bedarf die gewöhnlichen Geräthe, Klei-
dungsstoffe und Schmucksachen, sondern auch für die Ausfuhr. Ausge-
zeichnet waren z. B. die ägyptischen Glaswaaren seit uralter Zeit:
Flaschen verschiedener Art, farbige und musivische Gläser und Glas-
perlen; noch berühmter war die ägyptische Leinwand, deren feinste Sorte
unter dem Namen Byffus von den Vornehmen in ganz Vorderasien
getragen wurde.
Dieschiffer. § 42. Die Schisser bildeten einen wichtigen Theil der Bevöl-
kerung. Aegypten war von großen und kleinen Gräben und Dämmen
der Bewässerung wegen so durchschnitten, daß der Verkehr mit Wägen
unmöglich war; überdies führte über den breiten Strom keine einzige
Brücke als Verbindung des einen Ufers mit dem andern. Der Nil
war deßwegen die Hauptstraße des ganzen Landes und eignete sich dazu
um so besser, als die Fahrt aufwärts durch die einen großen Theil des
Jahres vorherrschenden Nordwinde erleichtert wird. Die Lastschiffe
waren breit und nur zur Flußschifffahrt geeignet; doch gab es auch
außerordentlich leichte Kähne, die aus Papyrusstengeln oder Schilf ge-
macht waren. Die ägyptischen Schiffer beschränkten sich auf ihren Fluß
und überließen das Meer den Phönikiern und Griechen; diese brachten
Wein, Baumöl, Metalle, Bauholz, Gewürze re. in den geöffneten Nil-
hafen, von wo diese Maaren von den Aegyptiern den Strom aufwärts
geschafft wurden, wie sie Getreide, Datteln, Elfenbein, Gummi u. s. w.
aus den oberen Landestheilen den Fremden zuführten.
8 43. Die alten Pharaonen hatten den Fremden nur an einigen
Gränzorten einen Markt gestattet. Nachdem aber Psametich I. ein griechi-
sches Söldnerheer in seine Dienste genommen hatte, mußte Aegypten mehr
Verkehr mit und mehr dem Verkehre mit den Fremden geöffnet werden, in Folge
den Fremden, tzx^n sich eine solche Masse Griechen einstellte , daß auf königlichen
Befehl eine Anzahl junger Aegyptier die griechische Sprache erlernte,
um den Verkehr zwischen ihren Landsleuten und den Griechen zu ver-
mitteln. Dieses neue Geschäft gab einer neuen Volksklaffe den Ur-
Dic Dol- syrung, der Klasse der Dolmetscher, die bei den andern Aegyp-
metschcr. ^rn in keinem guten Gerüche stand; indessen brauchten sie dieselbe
dennoch, denn alle Aegyptier waren nach dem Zeugnisse der Alten eben
so erpicht auf Erwerb, als zäh im Festhalten des Erworbenen.
Religion, Wissenschaft und Kunst der alten Aegyptier.
§ 44. An dem Hasse gegen die Fremden trug die Religion der
Aegyptier die Hauptschuld. Die Priester lehrten, Aegypten sei das
von den Göttern geliebte Land, die Aegyptier das reine Volk, die frem-
den Völker „unreine, verkehrte Völker^ (so lauten Inschriften schon
aus der Zeit vor dem Einfalle der Hyksos). Dem entsprechend gab
es für den frommen Aegyptier Reinigungs- und Speisegesetze, welche
z. B. den Griechen ganz fremd waren und theilweise als unvernünftig
erscheinen mußten. Hauptgottheiten der Aegyptier waren Phtah (die
Griechen verglichen ihn mit ihrem Hephästos), dessen Tempel in Mem-
phis der Reichstempel war, mit seiner Gemahlin, der Flammengöttin
Pacht; Neith, die Urmaterie, mit Tempel zu Sais, Ammon, der Gott
TM Hauptwörter (50): [T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit]]
TM Hauptwörter (100): [T22: [Gott Zeus Sohn Tempel Göttin König Held Mensch Opfer Erde], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T14: [König Reich Alexander Perser Stadt Sohn Land Cyrus Babylon Syrien], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art]]
TM Hauptwörter (200): [T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T189: [König Reich Land Volk Israel Zeit Jahr Stadt Babylon Sohn], T113: [Wein Seide Baumwolle Handel Zucker Kaffee Wolle Tabak Reis Getreide], T120: [Gott Göttin Zeus Tempel Sohn Gottheit Priester Erde Mensch Opfer], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe]]
Das neubabylonische oder chalbaische Reich.
21
Bald war Jerusalem von dem babylonischen Heere eingeschlossen; es
widerstand zwei volle Jahre, allein die ägyptische Hilfe blieb aus, und zu-
letzt wurde die zertrümmerte Mauer erstürmt, die Stadt geplündert und
verbrannt. Die goldenen Gefäße des Tempels ließ Nebukadnezar in
den Baalstempel zu Babylon bringen; der gefangene König Zedekias
mußte zuerst der Hinrichtung seiner Söhne, Näthe und Kriegsobersten zu-
schauen, dann wurde er durch Lanzenstöße geblendet und nach Babylon ab-
geführt. Den größten Theil des jüdischen Volkes verpflanzte Nebukadnezar
nach Babylonien. (Babylonische Gefangenschaft.)
Die Stadt Babylon.
§. 43. Nachdem Nebukadnezar alle Feinde und Empörer besiegt
hatte, unternahm er große Werke in Babylonien. Er verband den
Euphrat und Tigris durch den großen schiffbaren Königskail al, ließ
oberhalb Babylon ein großes Becken ausgraben, welches bei der Anschwel-
lung des Euphrat die Ueberfülle des Wassers aufnahm und dasselbe durch
Kanäle in die Sümpfe und Seen am Ausflusse des Euphrat führte, bei
niederem Wasserstand aber die Bewässerungsgräben speiste, mit
welchen die babylonische Ebene durchschnitten war. Im Sommer fällt nämlich
selten Regen, daher dorrt der schwere Boden zu einer harten Kruste aus;
wird er aber bewässert, so kommt er an Fruchtbarkeit dem ägyptischen
gleich. Die alten Babylonier wässerten ihn vermittelst Pumpen und
Schöpsrädern und verwandelten die große Ebene in einen unabseh-
baren Garten.
Diese Ebene, der Kern des Reiches, hatte an dem Euphrat und
Tigris eine Schutzwehr gegen feindliche Einfälle; Nebukadnezar schützte sie
auf der dritten Seite, indem er da, wo beide Flüsse sich einander bis auf 8
Meilen nähern, von dem einen bis zu dem anderen eine 20' dicke und
100' hohe Mauer baute, welche die medische genannt wurde und in
ihren Resten noch sichtbar ist.
§. 44. Von Nebukadnezar erhielt die Stadt Babylon ihren vollen
Umfang, indem er den Stadttheil auf der östlichen Seite des
Euphrat ausbaute, so daß Babylon ein Viereck einnahm, dessen Seiten
je 3 Meilen maßen, die Stadt also 12 Meilen im Umfang hatte.
Dieses Viereck war von einem tiefen, ausgemauerten und wasserreichen
Graben umgeben, hierauf von einer 200 Ellen hohen und 50 Ellen dicken
Mauer mit 250 Thürmen und 100 ehernen Thoren. Die durch den
600' breiten Euphrat getrennten Stadttheile verband Nebukadnezar durch
eine hölzerne Brücke, die auf steinernen Pfeilern ruhte; er sicherte die
Ufer des Flusses durch gewaltige Steindämme, an welchen zum Flusse
hinab steinerne Treppen führten. In der östlichen Stadthälfte erbaute er
sich einen großen Palast, zu welchem die sogenannten hängenden
Gärten gehörten, nämlich Baumgärten, welche auf Mauern stufen-
förmig bis zu einer Höhe von 130' angelegt waren und durch Pumpwerke
aus dem Euphrat bewässert wurden. Er stellte auch den Tempelthurm
des Baal wieder her. Derselbe erhob sich auf einer massiven viereckigen
Unterlage in acht massiven verjüngten Stockwerken bis zur Höhe von 600',
war also das höchste aller menschlichen Bauwerke. Auf der Spitze stand ein
Tempel des Baal, in welchem aber kein Bildniß des Gottes war/ Auf den
Thurm hinauf führte von außen herum eine Rampe (Aufweg ohne Stufen),
an welcher mehrere Ruheplätze angebracht waren. Der Thurm diente nicht
TM Hauptwörter (50): [T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit], T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T14: [König Reich Alexander Perser Stadt Sohn Land Cyrus Babylon Syrien], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T189: [König Reich Land Volk Israel Zeit Jahr Stadt Babylon Sohn], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T0: [Kirche Haus Gebäude Stadt Straße Säule Platz Fenster Seite Palast], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T124: [Wasser Luft Sauerstoff Körper Stoff Kohlensäure Teil Feuer Pflanze Kalk]]
Drittes Buch
Die liömcr von Nomulus bis Äugustus.
(753—31 vor Christus.)
Italien.
§. 1. Italien, das schönste Land Europas, ist eine Halbinsel,
die sich bei einer durchschnittlichen Breite von 20 — 30 Meilen etwa 150
Meilen in das Mittelmeer erstreckt. Sie wird im Norden begränzt durch
den halbmondförmigen Bogen der Alpen, welcher sich vom lignrischen Meer-
busen (von Genua) bis an die Nordspitzen des adriatischen Meeres hinzieht,
und wird durch dasselbe schmale Meer auf der Ostleite von der Halbinsel
des Hämus geschieden. Durch ganz Italien zieht das Apenningebirge, das
von den Seealpen ausgeht und sich vielfach verzweigt; weit es beiden
Meeren nahe ist, so erreichen die in ihm entspringenden Flüsse nach kur-
zen: Laufe das Meer und bleiben unbedeutend. Nur der Padus (Po)
im nördlichen Italien, der in den Alpen entspringt und auch seine meisten
Zuflüsse aus dem Alpengebirge enthält, ist ein mächtiger Fluß; von
dem Apennin fließen in das Mittelmeer: der Ar uns (Arno), Umbro
(Ombrone), Tiber, Liris (Garigliano), Vulturnus (Voltnrno).
Italien ist mit den großen Inseln Sieilten, Sardinien und
Corsica und den 'kleinen Inselgruppen 5600 65m. groß, hat außer
den sumpfigen Gegenden (zwischen dem Arno und Tiber, pontinische Sümpfe,
Mantua, Pomündungen) ein vortreffliches Klima und einen dankbaren
Boden, der jedoch einen sorgfältigen Anbau verlangt; von ganz besonderer
Fruchtbarkeit ist nur die Po-Ebene und campanische Ebene (bei Neapel).
Rom unter den Königen.
(753-509 v. Chr.)
Roms Gründung.
§. 2. Fast genau in der Mitte der Halbinsel erbob sich auf sieben
Hügeln an dem Tiberflusse drei Meilen oberhalb seiner Mündung die
Stadt Rom. Die Sage von ihrer Gründung lautet: Nnmitor,
König der Stadt Alba longa, wurde von seinem Bruder Amnlins des
Thrones beraubt und seine Tochter Nhea Silvia der Göttin Vesta als
Priesterin geweiht. Sie gebar von dein Kriegsgotte Mars zivei Söhne,
TM Hauptwörter (50): [T44: [Alpen See Stadt Schweiz Italien Meer Berg Insel Fuß Inn], T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden], T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind]]
TM Hauptwörter (100): [T33: [Stadt Meer Italien Neapel Hauptstadt Rom Insel Genua Spanien Land], T53: [Rom Stadt König Romulus Tempel Römer Sohn Forum Zeit Alba], T0: [Meer Insel Halbinsel Küste Ozean Afrika Land Europa Kap Straße], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee]]
TM Hauptwörter (200): [T193: [Meer Halbinsel Gebirge Norden Süden Osten Westen Küste Insel Europa], T149: [Stadt Rom Meer Tiber Italien Land Ort Arno Fluß See], T181: [Rom Kaiser Sohn Stadt König Nero Romulus Jahr Tarquinius Tod], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe]]
Extrahierte Personennamen: Christus Arno) Arno Nhea_Silvia_der_Göttin_Vesta
Extrahierte Ortsnamen: Nomulus Italien Italien Europas Genua Italien Italien Italien Sardinien Corsica Mantua Neapel Roms Rom